Forum (Archiv)

von der Homöopathie zur Schulmedizin

18.09.2010

18.09.2010, 00:20 - Einedavon
Seit ca. einem Jahr habe ich ein Kennwort, aber erst heute melde ich mich mal zu Wort.
Habe vor knapp drei Jahren die Diagnose Cu bekommen und nach 3 Monaten Cortison und Mesalazin seitdem "durchgehalten" und um den homöopathischen Weg gekämpft.
In der Summe muß ich sagen, dass die Symptome sich immer weiter verschlechtert haben, und ich mir wohl eingestehen muß, dass ich einen break brauche. Mein Leben ist unerträglich geworden. Seit ein paar Tagen nehme ich Mesalazin für erstmal 4 Wochen und werde auch 3 Tage lang 75 mg.Cortison nehmen. So ist es abgesprochen. Es fällt mir unglaublich schwer, mich auf die Medikamente einzulassen. Das hat verschiedene Gründe, die vor allem an meiner Familiengeschichte hängen. Ich habe eine Pancolitis und mit derzeit 8 bis 15 Stuhlgängen wohl einen Dauerschub mit mittelschwerem Verlauf. Bin etwas "aus dem Netz (oder auch Nest) gefallen", weil ich mich der Schulmedizin verwehrt habe und ständig entmutigende Erfahrungen mit Ärzten mache. Bin jetzt ganz froh, dass ich endlich über meinen Schatten gesprungen bin und mich auf die neue Hoffnung stürze.

Meine Fragen an euch sind:
-Habt Ihr positive Erfahrungen mit der Homöopathie gemacht?
-Welche Erfahrungen habt Ihr mit viszeraler Osteopathie gemacht?
-Bringt Beckenbodentraining etwas in Bezug auf diese nervigen plötzlichen und unkontrollierbaren Stuhlgänge?
-Kriegt man die unkontrollierbaren Stuhlgänge (über die irgendwie kaum einer spricht) in den Griff, und wenn ja wie?
-Habt Ihr Erfahrungen mit Fasten?
-Irgendwer schrieb etwas von " ...nicht der erste Fall, der nach Stoßtherapie in einen chronisch aktiven Verlauf übergeht...." . Ich wüßte gern mehr dazu.
-Hat einer von Euch Erfahrungen mit Kurkuma(Gelbwurz) gemacht?

Ich freue mich über Infos von Euch! Danke!
Viele Grüße von Einedavon

18.09.2010, 00:54 - Uwe-7
<<Bearbeitet von Uwe-7 am 18.09.2010 06:12>>
Moin,

willkommen im Forum. Den imperativen Stuhlgang kennen hier viele von uns. Du kannst mal mit dem kleinen Fernglas oberhalb der Beiträge danach suchen - dann findest Du viele Einträge.

Wir haben im Forum immer wieder mal Auseinandersetzungen zwischen Anhängern alternativer Behandlungsmethoden einerseits und denjenigen, die (wie ich) eher mehr von der Schulmedizin halten.

Mein Ansatz ist folgender: Wenn alternative Behandlungsmethoden ergänzend eingesetzt werden und sich das Ganze in einem überschaubaren Kostenrahmen bewegt, habe ich nichts dagegen.

Zwingend ist bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eine konsequente Behandlung des Entzündungsgeschehens - Versäumnisse an dieser Ecke rächen sich früher oder später - und das wünsche ich niemandem. Letztlich kommt man - je nach Schweregrad und Aktivität der Erkrankung nicht um den Einsatz von Medikamenten herum.

Mesalazin ist da der wichtigste Wirkstoff - er gehört zur Basismedikation. Darüber hinaus gibt es neben Cortison auch noch einige andere medikamentöse Möglichkeiten, die zum Einsatz kommen können, denn Cortison ist nicht zur Dauertherapie geeignet.

Zu Deiner Frage

Irgendwer schrieb etwas von " ...nicht der erste Fall, der nach Stoßtherapie in einen chronisch aktiven Verlauf übergeht...." . Ich wüßte gern mehr dazu.



Du kannst mit der Suchfunktion des Forums mal nach "Stoßtherapie" suchen. Besonders empfehle ich Dir die Beiträge von Neptun. Es geht bei der Stoßtherapie letztlich um eine kurze Einnahme von Cortison in hoher Dosierung. Wie erfolgversprechend dies ist, kann man schwer sagen. Generell ist es schwierig, aus dem Verlauf, den andere Betroffene haben, eine Prognose für den eigenen Krankheitsverlauf abzuleiten. Denn CED s sind sehr unterschiedlich. Insofern bin ich immer vorsichtig mit Aussagen, wie der von Dir genannten.

Generell wichtig ist, dass Du bei einem Gastroenterologen in Behandlung bist - nur hier wird das für unsere Erkrankung nötige Fachwissen vorgehalten. Hausärzte sind leider oft überfordert.

Alles Gute für Dich.

LG Uwe

18.09.2010, 17:34 - huepfer
Hallo Einedavon,

ich kann mich im wesentlichen den Worten von Uwe nur anschließen. Ich würde allerdings ganz ungern von Alternativmedizin reden. Denn das ist eigentlich gerade das, was Uwe ablehnt und was ich auch auf Dauer nicht für erfolgversprechend halte. Besser ist der Begriff Komplementärmedizin. Denn in einer sinnvollen Therapie sollte es sich eher um eine Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung handeln.
Mesalazin ist gerade bei einer Cu ein sehr wichtiges Medikament. Wenn Du es verträgst (Unverträglichkeiten kommen eher selten vor), dann solltest Du es unbedingt auf Dauer nehmen. Es ist in dreifacher Hinsicht ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Zum einen kann es Schübe eindämmen und außerdem selbigen auch vorbeugen. Darüber hinaus ist es ein wichtiger Bestandteil in der Darmkrebsprophylaxe. Das mag Dir jetzt noch ein wenig verfrüht erscheinen und ich möchte Dir auch keine Angst machen, aber es ist statistisch so, dass sich nach einigen Jahren das Risiko an Darmkrebs zu erkranken unter einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung erhöht, besonders dann, wenn man einen aktiven Verlauf hat. Je früher die Prophylaxe beginnt, desto besser sind die Chancen, dass erst garnichts passiert.
Gegen den ständigen Stuhldrang kann man - sofern man nicht unter imperativem Stuhldrang leidet - mit einhalten versuchen eine Besserung zu erreichen. Wenn Du es kannst, versuche nicht sofort auf die Toilette zu rennen, wenn Du merkst, dass Du musst, sondern erst dann, wenn es wirklich nötig wird.
Außerdem kann man zum Beispiel mit lohsamenschalen versuchen den Stuhl etwas einzudicken. Dazu findest Du über das angesprochene Fernglas sicher auch einiges.
Fasten kann problematisch sein. Wenn es dem Körper schlecht geht, kann das für ihn zusätzlichen Stress bedeuten. Andererseits kann es aber auch den Darm beruhigen.

Gruß,
Felix

18.09.2010, 22:09 - Uwe-7

Außerdem kann man zum Beispiel mit lohsamenschalen versuchen den Stuhl etwas einzudicken.



Richtig ist Flohsamenschalen

Das ist in diesem Fall wichtig, sonst funktioniert die Suche nicht.

LG Uwe

19.09.2010, 01:15 - Einedavon
Hallo Uwe,

danke für Deine schnelle Antwort, mitten in der Nacht gestern hatte ich nicht damit gerechnet. Fühlt sich gut an, so schnell eine Resonanz zu haben.
Ich hab einen Gastroenterologen, den dritten und fühle mich auch wohl bei dem. Er hat meine Entscheidung, erstmal die Homöopathie auszuprobieren akzeptiert, ohne endlos mit Richtlinien und Angst vor Haftung zu kommen.

Letztlich ist es einfach mein innerer Widerstand, der mich die ganze Zeit von Medikamenten abgehalten hat. Ich wollte einfach nicht aufgeben. Jetzt bin ich endlich bereit, mir Hilfe "von Außen" zu holen, statt immer auf die Kraft meiner Eigenregulation zu hoffen. Es funktioniert eben einfach nicht, obwohl ich so viel dafür gearbeitet habe und viele positive Erfolge hatte. Auf die Anzahl der Stuhlgänge hat es nicht gewirkt.
Auch habe ich nicht eingesehen, warum ich nach dem ersten dreimonatigen erfolglosen Versuch mit Decortin und Mesalazin mir DIE Nebenwirkungen antun soll, die ich jetzt sowieso als Symptome hab. Jedenfalls sagt mein Waschzettel, dass 1 % der Personen diese Nebenwirkungen und viele andere haben. Und das ist viel, finde ich. Bis jetzt geht es mir mit Mesalazin jedenfalls nur noch schlechter. Aber ich werde mich gedulden, es muß sich sicher erstmal einschwingen.
Ich danke Dir und wünsche Dir auch alles Gute.
LG von Merle

19.09.2010, 01:37 - Einedavon
<<Bearbeitet von Einedavon am 19.09.2010 01:38>>
Hallo Felix,

danke Dir auch für Deine schnelle Rückmeldung!
Das Darmkrebsrisiko bin ich bewußt aber natürlich mit Angst eingegangen. Mein Bruder hatte seit seiner Kindheit ebenfalls eine Cu und irgendwann schließlich ein Carcinom.
Ich hab zwar viel von ihm mitgekriegt, aber dass es imperative Stühle in diesem Ausmaß gibt, wußte ich nicht.
Auch während der Reha wurde darüber nicht gesprochen, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Scheinbar sind die Ärzte mehr von Scham betroffen, als die Betroffenen?
Möglicherweise hätte ich dann anders für mich entschieden, wenn ich das Drama dieser ständigen Unglücke erahnt hätte, denn diese Situationen sind auf Dauer nicht tragbar. Ich hoffe einfach, dass es nicht zu spät ist und ich mich auf der Ebene nicht schon ruiniert habe.
Deinen Tip mit dem Einhalten/Anhalten werde ich mehr probieren bzw. üben, ich habe schon verschiedene Erfahrungen auf der Ebene gemacht. Ist nur kein wirklicher Verlaß auf meine Impulse.
Flohsamenschalen werde ich mir sofort besorgen.
Danke und liebe Grüße, Merle


19.09.2010, 09:09 - Uwe-7
<<Bearbeitet von Uwe-7 am 19.09.2010 09:10>>
Hi Merle,

Bis jetzt geht es mir mit Mesalazin jedenfalls nur noch schlechter.



besprich das bitte auf jeden Fall mit Deinem Doc. Es gibt in seltenen Fällen eine Mesalazin-Unverträglichkeit. Ob das bei Dir zutrifft - frag den Arzt. Wenn ja, wäre es nicht clever, hier einfach weiter zu machen. Aber wie gesagt: Nicht allein irgendwas machen oder absetzen. Die Therapie legt Ihr (Du und Dein Doc.) zusammen fest.

LG Uwe

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