Forum (Archiv)

Soll ich meinem Arbeitgeber sagen das ich MC habe?

21.04.2011

21.04.2011, 12:45 - Franzi226
Hallo zusammen,

ich habe seit 2006 MC und bin seit 2009 in einem Neuen Arbeitsverhältnis.
Ich habe meine Krankheit bekommen als ich mitten in meiner Ausbildung war, da musste ich natürlich meiner Firma sagen was Sache ist, da bei mir gleich das schlimmste vom schlimmsten eingetreten ist und ich ein Stoma und einen Port bekommen habe sodass ich 6 Monate im Geschäft ausgefallen bin.
Nach der Ausbildung hat mich der Betrieb noch ein halbes Jahr übernommen jedoch nicht länger!
Klar das man keinen Arbeitnehmer haben möchte, bei dem man nicht weiß wie oft und wie lang dieser krank ist!

In meinem neuen Job habe ich jetzt noch nichts gesagt was ich habe!
Letztes Jahr im November hatte ich einen Rückschlag und lag 2 Wochen mit Bauchkrämpfen im Bett, im Geschäft hatte ich gesagt das es eine Magen-Darm-Grippe sei, aber 2 Wochen eine Magen-Darm-Grippe da hatte mein Chef komisch geschaut weil es ja nicht normal ist solch eine Grippe solange zu haben!

Was soll ich machen, soll ich meinem Arbeitgeber sagen was ich habe!
Hat jemand damit schon positive oder negative Erfahrungen gemacht?

21.04.2011, 13:04 - Fabienne88
Hallo liebe Franzi

Schon komisch, ich bin genau in der selben Situation wie du. Während der Ausbildung Diagnose MC. Musste es natürlich meiner Lehrfirma erklären. Lehrabschlussprüfung konnte ich nicht machen, wegen Krankheit. Habe dann 1,5 Jahre ausgesetzt und bin wieder ins 3. Lehrjahr eingestiegen und habe es wiederholt. Anschliessend durfte ich 6 Monate in meiner Lehrfirma bleiben. Habe dann starke Probleme mit meinem Chef bekommen. Er hatte immer Wutanfälle und hat Sachen durch die Gegend geworfen und Mitarbeiter beschimpft und fertig gemacht. Manche Mitarbeiter mussten sogar Medikamente einnehmen, damit sie es aushielten unter diesem Chef zu arbeiten. Ich bekam dann plötzlich starke Gelenkbeschwerden in Ellbogen und Schulter. Es wurde so schlimm, dass ich die Arme nicht mehr bewegen konnte. Mein Arzt meinte, dass es von der Psyche aus kommen würde und ich auf seine Verordnung sofort kündigen sollte. Das habe ich auch so gemacht. Die Gelenkbeschwerden, waren danach wie weggeblasen. Also wieder einmal mehr die Psyche, die mitspielt.

War dann 6 Monate arbeitslos und habe dann wieder eine Stelle gefunden. Meinem Arbeitgeber habe ich bis jetzt nichts von meiner Krankheit erzählt. Ich bin mir sicher, dass wenn ich dies beim Vorstellungsgespräch erzählt hätte, was ich habe, hätte ich die Stelle nicht bekommen. Meine Chefin ist die Beste Chefin, die man haben kann. Sie ist für mich wie eine gute Freundin. Aber trotzdem kann ich es ihr nicht sagen, was ich wirklich habe. Ich habe Angst, dass sie sich dann von mir verarscht fühlt, weil ich nicht von Anfang an mit offenen Karten gespielt habe. Habe jetzt auch wieder vermehrt Durchfall und musste sie natürlich einweihen, dass ich ständig aufs Klo rennen muss. Sie hat mich gefragt, was den los ist, ob ich Magen-Darm-Grippe hätte oder ob ich was falsches gegessen hätte.
Ich denke mir, dass es besser ist, wenn niemand etwas von meiner Krankheit weiss. Solange ich im Geschäft nicht ständig ausfalle und meinen Job zuverlässig erledige, können sie sowieso nichts sagen.
Bei mir ist Ehrlichkeit im Leben ziemlich an erster Stelle, aber man muss halt abwägen, was man für Vorteile/Nachteile hat, wenn der Arbeitgeber von der Krankheit weiss. Zudem muss sich überlegen, wie der Arbeitgeber reagieren würde und wie sein weiteres handeln wäre.
Ich für mich habe auf jedenfall beschlossen, dass ich es für mich behalten.

Ich kann dir also nicht wirklich Erfahrungswerte mitteilen, aber wenigstens weißt du jetzt, dass du mit dieser Situation nicht alleine bist.

Liebe Grüsse


21.04.2011, 13:26 - blugirl
Ich hab auf den Tag genau vor 1 Jahr meine Diagnose bekommen und es direkt meinem Chef gesagt. Was hätte ich tun sollen? Ich bin ja auch erstmal ausgefallen und da das hier ein sehr kleiner Betrieb ist wollten natürlich alle wissen was los ist.

Mein Chef hat gott sei Dank sehr verständnisvoll reagiert, auch weil er selber schon mal 1 Jahr sehr krank war und der Betrieb ohne ihn weiterlaufen musste.

lg

21.04.2011, 22:02 - Setsuko
Hey,

Ich habe MC auch während meiner Ausbildung bekommen. Meinen damaligen Chef habe ich dann erzählt was ich habe aufgrund der ständigen Arztbesuche die ich zu dieser Zeit machen musste, da ich mich in einem akuten Schub befand... er meinte dazu nur: interessiert mich nicht was sie haben ! ......

Nachdem ich dann dort weg war, habe ich bei der neuen Arbeit vorerst weder was in dem Vorstellungsgespräch noch später was von meiner Krankheit erzählt.... Später wurde der Schub dann so schlimm das ich ins Krankenhaus kam und Not-Operiert wurde. Da kam dann auch meine verschwiegene Krankheit ans Licht.

Mein Chef ist sehr herzlich, er kam mich besuchen, druckt mir Flyer von Arzt-Patienten-Seminaren aus, wenn er welche findet, informiert sich über die Krankheit usw.

Allerdings sind nicht alle Chef´s so nett, von daher würde ich auch erst einmal lieber nichts sagen, denn immerhin sind wie ja nicht verpflichet das zu sagen und man kann immer noch sagen man hat die Krankheit erst vor kuzem diagnostiziert bekommen

gglg Setsuko

24.04.2011, 18:53 - henriette
Hallo Franzi,

das ist eine Frage, die auch mich immer wieder beschäftigt hat und die hier öfter diskutiert wird. Ich frage dann immer: was hättest Du davon, wenn Du es Deinem Arbeitgeber sagen würdest? Was wäre dann besser für Dich?

Ich bin ja auch immer sehr für Ehrlichkeit. Aber in diesem Fall hat es mit der Ehrlichkeit seine Grenzen. Niemand muss das seinem Arbeitgeber sagen. Und der Arbeitgeber darf nicht danach fragen. Ich weiß: es wird trotzdem immer gefragt. Teilweise auch weil es schwer ist, einfach nichts zu fragen oder zu sagen. Ich sage dann immer: "Ach wissen Sie, das ist keine so schöne Sache. Ich rede da nicht so gern drüber." Dann war's das. Keine weiteren Fragen.

Ich war gerade fast 1,5 Jahre krank weil die Kolektomie bei mir in einer Sepsis mit schweren Komplikationen geendet hat. Ich bin beinahe hops gegangen und war im Koma. Beim Arbeitgeber habe ich jetzt gesagt, ich hätte eine große Bauch-OP mit Sepsis gehabt und das sowas halt dauert. Weiter nichts.

Sonst wissen es nur ein paar Kollegen mit denen ich befreundet bin. Und mein Chef weiß es jetzt auch. Er war dabei, als das Stoma mal versagt hat Da konnte ich es nicht länger verschweigen. Aber das ist o.k. Er ist in Ordnung und sagt es sonst niemandem.

Liebe Grüße,
henriette

_________________________
Kolektomie und Pouchanlage nach 34 Jahren Cu im März 2010. Derzeit doppelläufiges Ileostoma und noch keine Rückverlegung.

25.04.2011, 19:27 - KatjaPia
Hallo,

Es wird zuweilen auch in Personalbögen direkt nach chronischen Krankheiten gefragt. Ich habe das nie ausgefüllt.

Ich würde immer empfehlen, es dem Arbeitgeber NICHT zu sagen. Falls es sich wirklich nicht vermeiden lässt, etwas zu sagen (z.B. weil du längere Zeit ausfällst) kannst du noch sagen, dass es sich um eine "komplizierte Angelegenheit" oder ähnliches handelt. Aber direkt die Krankheit nennen - lieber nicht. Auch den Kollegen nicht. Ich möchte auch von meinen Mitarbeitern oder Kollegen nicht wissen, weshalb genau sie krank geschrieben sind.

Gerade bei einem neuen Arbeitgeber weißt du ja nie, wie der drauf ist. Vielleicht wirst du gar nicht krank und er schmeisst dich trotzdem in der Probezeit vorsorglich raus.

Ich war bisher nur einmal für 2 Wochen wegen meiner Cu arbeitsunfähig. Bei anderen stellt sich die Frage vermutlich ganz anders, das sehe ich schon ...

lg Katja



26.04.2011, 22:32 - huepfer
Hallo Franzi,

es ist oben schon irgendwie angeklungen, aber ich will es nochmal ganz konkret machen:
1. Weshalb möchtest Du Deinem Arbeitgeber von der Erkrankung erzählen?
2. Was versprichst Du Dir davon, dass Dein Arbeitgeber Bescheid weiß?
Es weiß keiner, wie sich Deine Erkrankung weiterentwickeln wird, weder Du noch Dein Arbeitgeber, noch sonst irgendwer. Wieso also die Pferde scheu machen? Klar, Du kannst mit der Erkrankung ausfallen. Andere Arbeitnehmer sind aber auch mal krank und bei vielen mittleren oder leichten Fällen so, dass die Erkrankten eher weniger fehlen als eigentlich "Gesunde".
Aber es kann Dir hier einfach gravierende Nachteile bringen, mit offenen Karten zu spielen. Du hast das doch bei Deinem ersten Betrieb schon erlebt. Mal ganz provokativ gefragt: Weshalb möchtest Du Dir das jetzt wieder antun?

Gruß,
Felix

29.04.2011, 08:44 - tatinowi
Hallo zusammen,

ich denke die endgültige Entscheidung liegt bei jedem selbst.
Man merkt ja schließlich auch ob ein Chef sich für die Probleme seiner Mitarbeiter interessiert oder nicht.

Bei mir hat sich die Frage des erzählen oder nicht erzählen gar nicht gestellt. Da ich sehr eng mit meinem Chef zusammenarbeite und er live, echt und in Farbe mitbekommen hat wie schlecht es mir teilweise ging und ich auch aus Besprechungen rausgehen musste, war das Thema von Anfang an sehr offen komuniziert worden.
Ich für meinen Teil bin sehr froh einen so verständnisvollen Chef zu haben.
Habe vor einigen Tagen das Gespräch mit ihm gesucht, da ich mitte Februar mal wieder einen heftigen Schub meiner Cu hatte und sich bei mir die Angst breit machte das ich aufgrund meiner Erkrankung gekündigt werden könnte. Diese Bedenken hat er ganz klar vom Tisch gefegt. Er hat mir sogar den Vorschlag gemacht das ich wenn es schlimmer wird teilweise von zu Hause arbeiten könnte. Er würde mir dann Laptop usw. einrichten lassen. Ich weiß das so ein Verhalten eher die Ausnahme ist, aber auch Chefs sind nur Menschen.

Was die Kollegen angeht muss ich gestehen das ich es nur meinen engsten "Vertrauten" und meinen Mitarbeitern aus meiner Abteilung gesagt habe. Ich bin jetzt auch nicht Scharf darauf das jeder in der Firma über mich bescheid weis. Aber die Leute die davon betroffen sind wenn ich mal wieder ausfalle sollten es meines erachtens schon wissen. Das Verständnis ist einfach viel größer als man denkt.

Als Fazit kann ich nur ausführen:
Jeder muss selbst entscheiden ob er es sagt oder nicht.
Ich denke aber man muss sich nicht verstecken und es belastet einen mehr wenn man versucht so was zu vertuschen. Ich bin mit dieser Tour immer am besten gefahren.

Gruß
Tatinowi

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