Kieler Familienstudie zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Wir führen in Kiel eine große, familienbezogene Kohortenstudie zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen durch. Die Teilnehmenden werden bei dieser Form der Studie über einen längeren Zeitraum wissenschaftlich begleitet.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Die Ursachen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) sind bis heute immer noch unzureichend verstanden. Die Beobachtung einer familiären Häufung der Erkrankung legt die Bedeutung von genetischen/erblichen Faktoren bei ihrer Entstehung nahe. Ebenfalls ist bekannt, dass Veränderungen der Darmflora, das Ernährungsverhalten und andere Lebensstilfaktoren sowie Hygienestandards für die Krankheitsentstehung relevant sind.
Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Kiel bestehen mit der Biobank popgen sehr gute Voraussetzungen für die Durchführung einer familienbezogenen Kohortenstudie. Die Ursachen für das Auftreten von CED stellen seit vielen Jahren einen wesentlichen Forschungsschwerpunkt der medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel dar.
Kieler Wissenschaftler*innen haben maßgeblich zur Erforschung genetischer und nicht-genetischer Risikofaktoren für die CED beigetragen. Zahlreiche CED-Patient*innen konnten für die Beteiligung an wissenschaftlichen Studien in Kiel gewonnen werden. Mit der Biobank popgen steht eine etablierte Ressource und Infrastruktur zur Verfügung, um Bioproben und dazugehörige Daten datenschutzkonform zu speichern und zu verarbeiten. Das Konzept zur Sammlung und Speicherung aller Daten wurde vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD)Schleswig-Holstein und der medizinischen Ethik-Kommission der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel geprüft und positiv bewertet.
Was wird untersucht?
Zum Zeitpunkt der Basisuntersuchung (Studienbeginn) und zu den Nachbeobachtungszeitpunkten (in etwa alle 2 Jahre) werden Sie gebeten, einen Gesundheits- sowie Ernährungsfragebogen auszufüllen sowie mindestens einmal eine Blut-, Stuhl-, Haar- und Wangenabstrichprobe für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus werden Sie nicht weiter untersucht.
Aus Ihrem Blut werden die Erbsubstanz (DNA) sowie daraus abgeleitete Moleküle isoliert und analysiert. Zu den untersuchten Merkmalen gehören u.a. chemische Veränderungen der DNA, die durch Umwelteinflüsse und den Alterungsprozess ausgelöst werden. Aus der Stuhlprobe wird die Zusammensetzung der Darmflora analysiert. Diese kann bei entzündlichen Erkrankungen des Darms und bei systemischen Erkrankungen verändert sein. Hier wollen wir bereits beschriebene Risikomarker (z.B. Calprotectin) überprüfen und neue Risikomarker identifizieren. Untersuchungen Ihrer Haare sollen beispielsweise Ernährungsanalysen ergänzen, Rückschlüsse auf das Ausmaß der Nährstoffaufnahme über Ihren Darm geben oder Umweltexpositionen erfassen. Ziel ist die Identifikation von neuen, bislang unbekannten Biomarkern für die Diagnostik und Verlaufsbeurteilung von CED. Mit dem Wangenabstrich sollen vergleichende Analysen zu den Mikroorganismen der Mundhöhle und des Darms durchgeführt werden.
Kontakt und Studienablauf
Sollten Sie Interesse an einer Studienteilnahme haben, kontaktieren Sie uns gerne über: info(at)popgen.de oder telefonisch unter 0431 50030211. Sie erhalten dann von uns einen Familienbogen samt freigestempeltem Rückumschlag. Sie werden gebeten, sich selbst und Ihre an einer Studienteilnahme interessierten Familienangehörigen (leibliche Kinder und Geschwister) auf diesem Familienbogen einzutragen und den Bogen an die popgen-Studienzentrale zurückzuschicken. Den Familienbogen finden Sie auch zum Download auf unserer Internetseite: https://www.epidemiologie.uni-kiel.de/forschung/kieler-ced-familienstudie/.
Die popgen-Studienzentrale schickt allen interessierten Familienangehörigen jeweils ein Studienset zu. Dieses Studienset umfasst neben einer ausführlichen Informationsbroschüre alle relevanten Studienunterlagen inklusive Fragebogen sowie Utensilien für eine einmalige Blut-, Stuhl, Haar- und Wangenabstrichprobe. Alle 2 Jahre werden die Studienteilnehmer*innen erneut von der Biobank popgen kontaktiert und um die Beantwortung eines Fragebogens sowie ggf. eine erneute Blut- und Stuhlprobe gebeten.
Wer kann an der Studie teilnehmen?
Betroffene und gesunde Familienangehörige (leibliche Kinder und Geschwister) von Patienten und Patientinnen mit CED sollen in die Studie eingeschlossen und langfristig wissenschaftlich begleitet werden. Da sich bei ca. 30 % der minderjährigen Patienten und Patient*innen die CED im Kindesalter (vor dem 10. Lebensjahr) manifestiert, möchten wir Teilnehmende ab dem 7. Lebensjahr in die Studie aufnehmen.
Was sind die Ziele der Kieler CED-Familienstudie?
Wir hoffen, langfristig Ergebnisse zu erzielen, die erstens zu einer gezielteren Risikoeinschätzung und Vorbeugung der CED führen und zweitens die Therapiemöglichkeiten und damit die Lebensqualität von Betroffenen verbessern. Daher befassen wir uns mit:
- der Identifikation von neuen nicht-genetischen (z.B. Lebensgewohnheiten, Ernährung, Serumproteine, Stuhlproteine) und genetischen Risikofaktoren für CED.
- der Entwicklung statistischer Modelle, um besser vorhersagen zu können, wer an CED erkrankt und wer gesund bleibt.
- der Suche nach Frühformen (klinisch asymptomatische Veränderungen im Blut oder im Stuhl), die das Auftreten einer CED vorhersagen.
• der Langzeitbeobachtung von Krankheitsverläufen, um Komplikationen besser vorhersagen zu können.
Die Erforschung eines so komplexen Krankheitsgeschehens, wie es bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) vorliegt, geschieht in kleinen Schritten meist über einen längeren Zeitraum. Wesentliche Grundlage ist eine enge und dauerhafte Zusammenarbeit von Proband*innen und Forscher*innen. Daher möchten wir Sie bitten, an dieser neuen Studie teilzunehmen und uns zu unterstützen.
Kontaktadresse
Studienzentrale der Biobank popgen
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Institut für Epidemiologie
Arnold-Heller-Straße 3, Haus 1
24105 Kiel
Studienzentrale Tel.: 0431 50030211
E-Mail: info(at)popgen.de
https://www.epidemiologie.uni-kiel.de/forschung/kieler-ced-familienstudie/