Rauchen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Schädlicher als viele meinen: Rauchen bei Morbus Crohn - und auch bei der Colitis
Crohn-Patient*innen, die dauerhaft mit dem Rauchen aufhören, haben einen bedeutend günstigeren Krankheitsverlauf als Raucher
Jede*r, auch Morbus Crohn-Patient*innen, kennt die allgemeinen gesundheitlichen Risiken des Rauchens. Die Betroffenen sich jedoch oft der besonders schädlichen Auswirkungen des Rauchens auf den Verlauf ihrer chronischen Erkrankung nicht bewusst. Das zeigte eine Studie 2003 veröffentlichte Studie in Birmingham (Großbritannien) und Stanford (USA) (Ryan et al. J Gastrointest Surg. 2003 Jul;7(5):706-711).
Es ist durch Studien belegt: Crohn-Patient*innen, die für ein Jahr oder länger mit dem Rauchen aufgehört haben, erleben einen weitaus weniger schweren Krankheitsverlauf als Patient*innen, die weiterhin rauchen. Zu diesem Ergebnis kam beispielsweise eine französischen Studie in 2001 (Cosnes et al. Gastroenterology. 2001 Apr;120(5):1093-9.).
Eine britische Studie aus 2007 zeigte bei Crohn-Patient*innen mit Dickdarmbefall, dass insgesamt 56% der in Remission Gebrachten in drei Jahren keinen Rückfall hatten, aber nur 40% der Raucher keine neuen Krankheitssymptome entwickelten (Kurer et al. Colorectal Disease 2007; 9 (6): 567-571).
Die Auswirkungen des Rauchens auf den Verlauf des Morbus Crohn:
- Signifikant mehr Schübe
- Erhöhung der Rezidivrate
- Verbrauch an Glukokortikoiden und Immunsuppressiva erhöht
- Vergrößert das Operationsrisiko und erhöht die Rezidivrate nach Operationen (Darmresektionen)
- Erhöhung der extraintestinalen Komplikationen (Osteoporose, perianale Manifestation, enteropathische Sacroiliitis)
- Rauchen erhöht die Frühgeburtenrate
- Rauchen und orale Kontrazeptiva verstärken die Bauchsymptomatik
- Erhöhung der Mortalitätsrate
- Verschlechterung der Lebensqualität
Bei CED-Betroffenen ist durch die Entzündungstätigkeit im Darm die Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs gegenüber der "Normalbevölkerung" erhöht. Nun ergab eine Meta-Analyse, veröffentlicht am 17. Dezember 2008 im Amerikanischen Ärzteblatt (Botteri et al. JAMA 2008; 300: 2765-2778): Raucher erkranken und sterben häufiger an Darmkrebs. Das ohnehin erhöhte Risiko (das regelmäßige Überwachungskoloskopien erforderlich macht) erhöht sich damit für rauchende CED-Betroffene (auch mit einer Colitis ulcerosa) nochmals!
"Zusammenfassend kann festgehalten werden: Rauchen verschlechtert eindeutig den Verlauf des MC und gilt als ein Zusatzfaktor für die Entstehung des MC", schrieb Prof. Dr. med Klaus-Michael Keller 2000 im Mitglieder-Journal der DCCV "Bauchredner" ( BR 2/2000, 42-48):
Nikotin ist suchterzeugend, Rauchen macht abhängig. Und es hat negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf beim Crohn. Also: am besten gar nicht erst anfangen. Und als Raucher sollten Sie über eine Raucherentwöhnung nachdenken: Auch wenn es schwer ist, lohnt sich der Versuch.
Rauchen bei Kollagener Kolitis
Eine im April 2016 im Journal of Crohn's and Colitis veröffentlichte Studie ergab: Rauchen verschlechtert die klinischen Symptome der Kollagenen Kolitis und ist mit einer erhöhten Anzahl von wässrigen Stühlen und einer verringerten Wahrscheinlichkeit für das Erreichen einer klinischen Remission verbunden.
Quelle: Smoking Status Influences Clinical Outcome in Collagenous Colitis
Andreas Münch, Curt Tysk, Johan Bohr, Ahmed Madisch, Ole K. Bonderup, Ralf Mohrbacher, Ralph Mueller, Roland Greinwald, Magnus Ström, Stephan Miehlke
Journal of Crohn's and Colitis Apr 2016, 10 (4) 449-454; DOI: 10.1093/ecco-jcc/jjv235
Dr. med. Jens A. Leifert, Bauchredner 4/2021
Tabakentwöhnung bei Morbus Crohn
Der Konsum von Tabak, v. a. in Form des Rauchens, ist einer der führenden vermeidbaren Risikofaktoren für die Entwicklung einer Vielzahl von Erkrankungen, vor allem Lungen-, Herz/Kreislauf- oder Krebserkrankungen. Aber auch der Verdauungstrakt wird durch Zigarettenrauch in Mitleidenschaft gezogen und sowohl Entstehung als auch Verlauf einer großen Zahl an Erkrankungen von Speiseröhre, Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse und des Darmes werden durch den Tabakkonsum beeinflusst oder begünstigt. Dies trifft vor allem auf den Morbus Crohn zu. Der ehemalige DCCV-Stipendiat Dr. Jens Leifert schildert im folgenden Artikel, warum der Rauchstopp für Betroffene so wichtig ist und gibt Tipps, wie er gelingen kann. Außerdem gibt er einen Überblick über die Ergebnisse seines Forschungsprojekts zur Rauchentwöhnung bei Betroffenen mit Morbus Crohn, für das er 2016 das DCCV-Stipendium „Patientenorientierte Forschung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen“ erhielt.
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Prof. Dr. med. Winfried Häuser, Bauchredner 2/2019
Tabakrauchen und CED
Tabakrauchen ist ein Risikofaktor für die Entstehung des Morbus Crohn und hat negative Auswirkungen auf den Verlauf des Morbus Crohn.. Tabakrauchen ist weltweit die größte vermeidbare Krankheits- und Todesursache.
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