Psyche und CED

Stress, Depression und Angst – Krankheits- oder Schubauslöser oder Krankheitsfolge?

CED können nicht auf eine einzelne Ursache - etwa die Psyche - zurückgeführt werden

Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, insbesondere bei der Colitis ulcerosa, handelt es sich doch um psychosomatische Erkrankungen?! Solche "Erklärungsmodelle" haben es bis in die Lehrbücher geschafft und sind heute teilweise immer noch bei Ärzt*innen verbreitet. Auch in der Bevölkerung gibt es solche Vorstellungen, die die Erkrankungen und den Leidensdruck der Betroffenen verharmlosen und nicht ernstnehmen.

Bislang ist es aber keiner wissenschaftlichen Untersuchung gelungen, überzeugend nachzuweisen, dass spezifische Persönlichkeits- oder psychische Konfliktstrukturen eine chronisch entzündliche Darmerkrankung auslösen. Spätestens mit dem Nachweis der mit der Krankheitsentstehung in Verbindung stehenen Gene ist zunehmend deutlich geworden: Crohn und Colitis sind komplexe Erkrankungen und können nicht auf eine einzelne Ursache – psychogen oder biologisch – zurückgeführt werden.

Psychische Belastung beeinflusst den Krankheitsverlauf

Viele CED-Betroffene beobachten aber bei sich, dass belastende Ereignisse einen neuen Krankheitsschub verursachen können; eine Erscheinung, die sich nicht nur bei CED zeigt. Hinzu kommt, dass die Erkrankung selber eine große psychische Belastung darstellen kann: Ängste vor Krankheitsschüben, Untersuchungen, Medikamenten und Operationen spielen ebenso eine Rolle wie soziale Nöte etwa durch fehlende Toiletten im öffentlichen Raum, Sorgen um den Verlust des Arbeitsplatzes oder der Arbeitsfähigkeit und Scham gegenüber dem*der Partner*in oder der Partnerin. Für Heranwachsende können z.B. mögliche Wachtumsverzögerungen infolge der Erkrankung oder der Therapie belastend sein.
Vor diesem Hintergrund kann es von Vorteil sein, zusätzlich zur sonstigen Therapie eine begleitende psychologische Betreuung zu nutzen, um das Krankheitsgeschehen zu verarbeiten und die eigene Lebensqualität und -freude wieder zu erhöhen.


Hinsichtlich psychischer Faktoren wird immer wieder gesagt, dass Stress mit einem schlechteren Verlauf von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen assoziiert ist. Das führt dazu, dass sich manche Betroffene schon selber Stress machen, weil sie Stress zu vermeiden versuchen. Solche Dinge sind natürlich kontraproduktiv. Jeder sollte selbst ein Gefühl dafür entwickeln, ob Stress für ihn selber ungünstig ist. Die Arbeit zu wechseln, nur um prophylaktisch Stress zu vermeiden und sich dabei Arbeitsplatzsuche Stress zu machen, ist ebenfalls sicherlich nicht sinnvoll. Stress ist einer der Faktoren, die sich eben individuell sehr unterschiedlich auswirken.

Prof. Dr. med. Dr. phil. Gerhard Rogler (UniversitätsSpital Zürich): Umwelt und Reisen: Wie wirkt sich das auf CED aus? Bauchredner 2/2015, S. 61-67, 64.


Mehr zum Thema "Psychotherapie bei CED" in Bauchredner 4/2016

Georg Tecker, Claus Derra, Hermann Federschmidt, Bauchredner 4/2016

Editorial: Psychotherapie bei Darmerkrankungen

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Erstellt: 25.03.2014 Letzte Änderung: 05.03.2020

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