Therapie mit Trichuris suis ova (TSO) Suspension (Wurmeiern)

  • Studie 2010-2013: "unzureichende Wirkung ... Zulassungsverfahren storniert"!
  • Einführung: Therapie mit Wurmeiern - warum? welche? wie?
  • Wurmtherapie allgemein: Mit dem Feind unter einer Haut

Studienergebnisse: unzureichende Wirkung

Die Rekrutierung für die im Herbst 2010 begonnene Studie mit Wurmeiern für Patientinnen und Patienten mit aktivem Morbus Crohn (Titel: » Doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte, multizentrische Phase II Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von drei unterschiedlichen Dosierungen oral einzunehmender Trichuris suis ova (TSO) Suspension bei aktivem M. Crohn «) wurde 2013 beendet.
DieAntwort der Pharmafirmaauf eine Anfrage nach den Ergebnissen ergab: "Die im letzten Jahr [i.e. 2013] abgeschlossene Studie bei Morbus Crohn Patienten mit TSO ergab leider eine unzureichende Wirkung für TSO. Daher haben wir die klinischen Prüfungen und ein etwaiges Zulassungsverfahren storniert."

Sicher, aber nicht wirksamer als Placebo

Die Ergebnisse der Studie 2010-2013 in (Open Access, engl.)

Jürgen Schölmerich et al.
A Randomised, Double-blind, Placebo-controlled Trial of Trichuris suis ova in Active Crohn’s Disease
J Crohns Colitis (2017) 11 (4): 390-399. DOI: https://doi.org/10.1093/ecco-jcc/jjw184

"Was bei Mäusen klappt, muss noch lange nicht beim Menschen funktionieren"

Georg Rüschemeyer berichtet auf FAZ.NET am 20.03.2015 (Quelle: F.A.S.) unter dem Titel „Parasiten: Der Wurm, dein Feind und Helfer“ unter anderem über die Forschungen zur Therapie des Morbus Crohn mit den Eiern des Schweinepeitschenwurms. Das Fazit der Forscher: "Für die klinische Forschung und ihre Finanziers sei das Thema Wurmtherapie bei Morbus Crohn aber wohl auf absehbare Zeit » verbrannt «." Zum Artikel…

"Wurmkur gescheitert": Bericht im Deutschlandfunk

Der Deutschlandfunk brachte in der Reihe "Forschung aktuell" am 29.12.2014 den Beitrag: "Wurmkur gescheitert: Parasiten zeigen keine eindeutige Wirkung gegen Immunleiden" von Christine Westerhaus. Mehr...

Erste wissenschaftliche Ergebnisse

* Auf der UEG Week 2014 gab es eine "oral Presentation" zum Thema :

OP392 EFFICACY AND SAFETY OF TRICHURIS SUIS OVA FOR TREATMENT OF MILDLY-TO-MODERATELY ACTIVE CROHN’S DISEASE: A RANDOMISED, DOUBLE-BLIND, PLACEBOCONTROLLED, PHASE II STUDY
J. Schölmerich, K. Fellermann, F.W. Seibold, et al. on behalf of the International, TSU-2 Study Group
United European Gastroenterology Journal, October 2014; vol. 2, 1 suppl: pp. A123-A124.

Kurzfassung kostenlos online über: http://ueg.sagepub.com/content/2/1_suppl.toc  (engl.)

* Auf dem 10th Congress of ECCO 2015 gab es eine "Poster presentation" zum Thema :

P389 A double-blind clinical trial on Trichuris suis ova (TSO) in active Crohn's disease resulted in a significant Placebo effect both in patients and investigators without objective evidence of reduced inflammation
J. Schölmerich, K. Fellermann, F.W. Seibold, et al. on behalf of the International TSU-2 Study Group (TRUST-2)

J Crohns Colitis (2015) 9 (suppl 1): S274 DOI: dx.doi.org/10.1093/ecco-jcc/jju027.508 First published online: 2 February 2015 (1 pages)

Kurzfassung online über:

https://www.ecco-ibd.eu/index.php/publications/congress-abstract-s/abstracts-2015/item/p389-a-double-blind-clinical-trial-on-trichuris-suis.html?category_id=430 (engl.)

Therapie mit Wurmeiern

Wieso Wurmeier?
Störungen der „Darmbarriere“, die den menschlichen Organismus vom Inhalt des Darmes und insbesondere von den dort lebenden Bakterien trennt, gelten neben einer genetischen Prädisposition als Ursache der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Ohne Zweifel müssen aber noch andere (z.B. Umwelt-)Faktoren hinzukommen, um die Erkrankung auszulösen, anders wäre der Anstieg der Erkrankungs-Häufigkeit in den sogenannten „westlichen Ländern“ nicht zu erklären.
Sowohl Parasiten wie Würmer als auch Mykobakterien und andere über Jahrtausende den Menschen bewohnende Organismen sind von besonderer Bedeutung für die Entwicklung und Reifung bestimmter Bestandteile des Immunsystems. Durch die zunehmende Hygiene, die zweifelsohne in anderer Hinsicht gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, ist die Auseinandersetzung des Immunsystems mit Parasiten, Würmern u.ä. in westlichen Industrieländern heute deutlich seltener nötig.

Was: Schweinebandwurm? Schweinepeitschenwurm? TSO (Trichuris suis ova)?
Aufbauend auf diesen Erkenntnissen hat man in verschiedenen Tiermodellen versucht, mit Hilfe von Würmern oder anderen Organismen das Neuauftreten oder Weiterbestehen chronischer Darmentzündungen zu beeinflussen. Verschiedenste Parasiten waren in der Lage in verschiedenen Modellen das Ausmaß einer Darmentzündung zu reduzieren, darunter auch Eier (ova) des Schweinepeitschenwurms (Trichuris suis) – nicht „Schweinebandwurm“, wie auch oft fälschlich zu hören ist.

Wurmeier schlucken?
Die oral eingenommenen Eier des Schweinepeitschenwurms können im menschlichen Darm zu Würmern auswachsen, sterben aber innerhalb von zwei Wochen wieder ab, da der Mensch kein geeigneter Wirt für diesen Wurm ist. Sie können daher auch nicht von einem Menschen zum anderen übertragen werden oder den Darm von anderen Personen dauerhaft besiedeln. Das bedeutet andererseits aber vermutlich auch, dass eine mögliche Wirkung nicht dauerhaft ist und die Einnahme in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss.

Therapie mit Trichuris suis ova (TSO)
TSO hat noch keine Zulassung als Arzneimittel in Deutschland oder Europa. Seit 2007 liegt aber zumindest eine Herstellerlaubnis (GMP Lizenz) für das Ausgangsmaterial in Dänemark und die Weiterverarbeitung in Deutschland vor, sowie die Erlaubnis der deutschen Behörden, TSO im Rahmen von klinischen Studien anzuwenden.
Eine erste zulassungsrelevante Studie im Bereich CED hat 2010 begonnen und wurde Mitte 2013 beendet (s.u.). Für eine Zulassung müssen mehrere Studien durchgeführt werden. Deswegen wird es - bei erfolgreichen Studien - bis zu einer offiziellen Einführung für die Therapie der CED noch mehrere Jahre dauern.

Anwendung kann noch nicht empfohlen werden
Auch wenn die Eier mit dem schriftlichen Einverständnis eines*einer Ärzt*in im Ausland bestellt werden können oder – insbesondere bei schwer kranken Patient*innen, bei denen herkömmliche Mittel nicht geholfen haben – ein*e Ärzt*in einen sogenannten „individuellen Therapieversuch“ mit TSO beginnen kann (bei voller alleiniger Verantwortung des*der Ärzt*in und meist auf Kosten der Patient*innen) gilt weiterhin:

Derzeit sind die Daten noch nicht ausreichend, um eine Anwendung empfehlen zu können. Die Therapie mit TSO sollte in jedem Fall von einem*einer Ärzt*in begleitet und überwacht werden.

(unter Verwendung von Informationen von Prof. Dr. Dr. Gerhard Rogler, Zürich)


Zur Wurmtherapie allgemein

Sendung des Deutschlandradios, Januar 2014:

Wurmtherapie: Mit dem Feind unter einer Haut
Von Christine Westerhaus

Band-, Rund- oder Hakenwürmer sind heutzutage aus dem Alltag von Menschen in Industrienationen so gut wie verschwunden. Doch an die Stelle von Wurminfektionen sind Autoimmunerkrankungen und Allergien getreten. Ein Zufall? Möglicherweise nicht...

Deutschlandfunk, Wissenschaft im Brennpunkt vom 26.01.2014 | http://www.deutschlandfunk.de/wurmtherapie-mit-dem-feind-unter-einer-haut.740.de.html?dram:article_id=274986

Erstellt: 22.05.2014 Letzte Änderung: 05.03.2020

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