Soll eine immunsuppressive Therapie bei Menschen mit CED ausgesetzt werden, wenn diese bei einer COVID-19 Infektion nur leichte Krankheitszeichen zeigen und deshalb zu Hause in Quarantäne sind?

WICHTIG: Bitte setzen Sie in keinem Fall Medikamente ab, ohne Rücksprache mit dem*der behandelnden Ärzt*in zu halten.

Bitte informieren Sie Ihre*n Gastroenterolog*in zeitnah, wenn bei Ihnen eine Sars-CoV-2 Infektion nachgewiesen wurde.

Die europäische Dachorganisation der CED-Gastroenterolog*innen, die European Crohn's and Colitis Organisation (ECCO), schreibt zum weiteren Vorgehen in ihrem am 20.03.2020 veröffentlichten Papier:

Es gibt bisher keine wissenschaftlich basierten Informationen dazu, dass immunsupprimierende Therapien das Risiko erhöhen, eine komplizierte und schwere COVID-19-Erkrankung zu durchlaufen. Es wird empfohlen, zwischen dem Risiko, in einen Schub zu kommen und dem Krankheitsverlauf von COVID-19 im Einzelfall abzuwägen.

UPDATE: In Bezug auf die Medikamente für CED bei einem milden bis mäßigen Verlauf von COVID-19 haben die Gastroenterolog*innen der ECCO am 14.04.2020 folgende Aussagen ergänzt:

Für  COVID-19-Patient*innen mit milden Symptomen, die sich zu Hause auskurieren:

Steroide:
Wenn Sie eine leichte bis moderate COVID-19 Erkrankung haben und zu den seltenen Fällen gehören, in denen CED-Patient*innen Steroide benötigen und in denen es keine Möglichkeit gibt, andere Wirkstoffe zu nehmen, wird gesagt:

Die Steroide sollten in der geringsten sinnvollen Dosis weitergegeben werden.

Thiopurine (Azathioprin/6Mercaptopurin):
Sie verringern die Anzahl von bestimmten Immunzellen im Körper (CD4+T-Zellen), die unter anderem auch zentral an der Bekämpfung von Viren beteiligt sind. Ärzt*innen sollten in diesem Fall erwägen, die Thiopurin-Therapie möglicherweise auszusetzen.

Hierzu wird gesagt (Stand 14.04.2020): Nachdem COVID-19 überstanden ist, wird empfohlen, noch 7-14 Tage bis zur nächsten Medikamenteneinnahme zu warten. Hintergrund ist, dass unter den Thiopurinen das Infektionsrisiko mit Viren – wie bereits beschrieben – erhöht ist.

Methotrexat (Stand 20.03.2020):
Die Wirkweise von MTX (Methotrexat) sollte den Krankheitsverlauf von COVID-19 nicht verschlechtern, aber gegebenenfalls ist es sinnvoll, die nächste Injektion zu verzögern.

JAK-Inhibitoren (Tofacitinib):
Sie reduzieren die Anzahl der Immunzellen, die auch gegen die Viren kämpfen. Deshalb kann es sinnvoll sein, die Therapie auszusetzen, bis die Infektion auskuriert ist.

Hierzu sagt die ECCO (Stand 14.04.2020): Nachdem COVID-19 überstanden ist, ist es auch bei diesem Wirkstoff sinnvoll, noch 7-14 Tage bis zur nächsten Medikamenteneinnahme zu warten. Hintergrund der Empfehlung ist, dass unter JAK-Inhibitoren das Risiko des Ausbruchs von Infektionen mit bestimmten Viren (zum Beispiel Herpes Zoster Viren) erhöht ist.

TNF-alpha Blocker (Infliximab/Adalimumab/Golimumab) und andere Biologika (Ustekinumab/Vedolizumab):
Hierzu wird empfohlen (Stand 15.04.2020): Nachdem COVID-19 überstanden ist, soll auch die Gabe dieser Wirkstoffe noch etwa  7-14 Tage  verzögert werden, um das Risiko für andere Infektionen zu verhindern.

Mehr zu TNF-alpha-Blockern und COVID-19 können Sie hier erfahren.

Nach den bisher vorliegenden Daten ist die Infektion mit COVID-19 nach drei bis vier Wochen vorbei. Nach Einschätzungen der ECCO-Expert*innen kann die immunsupprimierende Therapie gegebenenfalls ohne ein hohes Risiko für einen Schub so lange verzögert werden. Dies muss aber im Einzelfall und in Abwägung mit Ihrem Gesundheitszustand (auch bezüglich Ihrer CED) entschieden werden.
WICHTIG: Bitte setzen Sie in keinem Fall Medikamente ab, ohne Rücksprache mit dem*der behandelnden Ärzt*in zu halten.
 

Quellen:

 

 

 

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