Wie können Spenderlebern besser verteilt werden?
Durch die Transplantationsskandale um Spenderlebern an den Universitätskliniken in Göttingen und Regensburg ist es noch einmal deutlich in das öffentliche Bewusstsein gekommen: Gemessen am Bedarf herrscht ein deutlicher Mangel an Spenderorganen. Umso mehr Bedeutung kommt den Regeln für ihre Verteilung zu. Hier setzt ein neues Projekt des Marsilius-Kollegs der Universität Heidelberg an.
Ziel des Projekts ist eine wissenschaftlich fundierte Stellungnahme dazu, wie die Transplantations-Richtlinien der Bundesärztekammer überarbeitet werden müssten, um zu einem möglichst guten Verteilungsmodus zu gelangen. Die Fördersumme beträgt 200.000 Euro für einen Zeitraum von zunächst einem Jahr.
Verantwortlich für das Projekt sind Prof. Dr. Monika Bobbert (Medizinethik), Prof. Dr. Gerhard Dannecker (Strafrecht) sowie Privatdozent Dr. Tom Ganten (Transplantationsmedizin). Sie werden interdisziplinär zusammenarbeiten und mögliche Kriterien für die Verteilung von Spenderlebern aus medizinischer, juristischer und ethischer Sicht beleuchten. Einen Kernpunkt ihrer Arbeit wird das Spannungsverhältnis zwischen den beiden zentralen Kriterien des Transplantationsgesetzes – „Dringlichkeit“ einerseits und „Erfolgsaussicht“ andererseits – bilden. „Der Modus der derzeitigen Verteilung orientiert sich primär an der Dringlichkeit, was immer wieder zu unbefriedigenden Situationen führt“, so Tom Ganten. Hier wird zu überlegen sein, wie das System beiden Kriteriendimensionen des Transplanationsgesetzes und den Anforderungen der Praxis angemessen Rechnung tragen kann.
Das Marsilius-Kolleg ist ein zentraler Baustein des Zukunftskonzepts der Universität Heidelberg im Rahmen der Exzellenzinitiative. Seine Arbeit ist darauf ausgerichtet, drängende Probleme der Gegenwart – z.B. Klimawandel, alternde Gesellschaft oder Fragen der modernen Medizin – in interdisziplinärer Zusammenarbeit anzugehen. Dazu werden Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Wissenschaftskulturen – Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften, Sozial- und Rechtswissenschaften, Kultur- und Geisteswissenschaften – zum Dialog zusammengebracht. Sie kommen aus allen Bereichen der Universität und aus außeruniversitären Forschungsinstituten in der Umgebung. Auf ihre Diskussionen bauen längerfristige Projekte auf. Durch verschiedene Veranstaltungen wie interdisziplinäre Workshops, Symposien, Sommer-Akademien und Gastvorträge wird dann der breitere akademische Austausch gefördert und die allgemeine Öffentlichkeit einbezogen.
primär sklerosierende Cholangitis
Bei der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) handelt sich um eine Vernarbung der kleinen in der Leber gelegenen Gallengänge und/oder größerer außerhalb der Leber gelegener Gallengänge. Bei progressivem Verlauf der Erkrankung oder häufigen bakteriellen Entzündungen der Gallenwege ist eine Lebertransplantation die einzige Therapiemöglichkeit.
Über 80% der PSC-Patienten haben gleichzeitig eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED). Umgekehrt entwickelt sich bei etwa 4% der Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eine PSC, vorwiegend bei Colitis ulcerosa-Betroffenen.
Die Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung - DCCV - e.V. ist die Patientenorganisation von und für Menschen, die an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bzw. an einer primär sklerosierenden Cholangitis erkrankt sind. Die Interessen der PSC-Erkrankten vertritt der Arbeitskreis PSC der DCCV (http://www.dccv.de/psc).
Quelle:
Neues Marsilius-Projekt: Wie können Spenderlebern besser verteilt werden? Pressemitteilung der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg vom 19.06.2013. Online unter: http://www.idw-online.de/de/news539412 und http://www.uni-heidelberg.de/presse/news2013/pm20130619_organspende.html. Weitere Informationen: http://www.marsilius-kolleg.uni-heidelberg.de/ziele_aufbau/index.html